Unterschied zwischen Miller und Atkinson Prozess?

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Beide Namen werden oft synonym verwendet. Ursprünglich ist Miller das Frühe Einlass Schließt und Atkinson das Späte Einlass Schließt. Atkinson hatte den Prozess eigentlich mal durch eine geänderte Kurbelkinematik mit einer Kurbelschwinge umgesetzt. Das was heute mit Atkinsonprozess gemeint ist, wird aber durch variable Steuerzeiten (das Schließen des Einlassventils) erreicht.

Beiden Prozessen gemeinsam ist, dass nicht die maximal mögliche Ladungsmenge in den Zylinder gelassen wird. Solange ein Ottomotor nicht Volllast läuft, muss die Menge der gesamten Zylinderladung reduziert werden, also auch die Luft gedrosselt werden. Das bringt Drosselverluste mit sich, einer der Hauptverbrauchsnachteile des Ottomotors.

Wenn nun das Einlassventil früher geschlossen wird, kann der Motor ungedrosselt ansaugen und wenn die richtige Menge im Brennraum ist, wird das Ventil geschlossen. Das wäre Miller. Nach Atkinson lässt man (ebenfalls ungedrosselt) ansaugen und stößt den nicht benötigten Teil der Ladung wieder in den Ansaugtrakt zurück.

Über die Vor- und Nachteile gibt es eine breite Diskussion. Vorteil des Millerverfahrens soll eine Abkühlung des Gases durch die Expansion sein, niedrigere Brennraumtemperaturen und damit weniger NOx, Klopfen etc.. Allerdings nimmt das Gas wegen seiner niedrigeren Temperatur während der Expansionsphase mehr Wärme aus der Wand auf und ist damit bei der Verbrennung wieder heißer. Der Effekt wird daher wohl hauptsächlich aus der herabgesetzten Verdichtung resultieren.

Nachteil des Millerverfahrens ist die geringere Ladungsbewegung, da nur ein Teil der Ladungsmenge durch die Einlassventile strömt. Das Späte Einlass Schießt lässt die gesamte Ladung erst in den Zylinder rein, die Ladungsbewegung prägt sich schön aus und das was nicht benötigt wird, wird anschließend zurück in den Einlasskanal geschoben. Allerdings sind damit die Ein- und Ausströmverluste wieder größer.

Was sich durchgesetzt hat, kann man so gar nicht sagen. Die allermeisten Motoren machen weder das ein noch das andere, da sie keine Variabilität im Ventiltrieb haben. Und dort wo es gemacht wird (Mazda, Mercedes und noch ein paar) sind die Begrifflichkeit und die Beschreibung des Wirkprinzips nicht immer eindeutig.

Tolle Antwort, vielen Dank für die Mühe!

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Schön geschrieben, mit einem kleinen Makel: Selbst damals hatten die meisten Motoren sehr wohl verstellbare Nockenwellen.

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